Hallo Z.,
es ist immer wieder interessant zu lesen, wie Staatenbündnisse zu zerbrechen drohen, wenn die Partikularinteressen des einzelnen Staates ein höheres Gewicht bekommen als das übergeordnete gemeinschaftliche Interesse des Staatenbündnisses. Aber in diesem Fall kollidiert der Wunsch der Amerikaner nach Schaffung eines eigenständigen Kurdenstaates nicht einfach nur mit türkischen Partikularinteressen; er kollidiert mit der – wie es in dem ersten Artikel heißt – „staatstragenden Ideologie der (laizistisch-nationalen) Türkei“. Es geht hier also in der Tat ans Eingemachte. Sollten die Amerikaner ihre Ambitionen im Hinblick auf die Kurden also nicht unverzüglich einstellen, dann kann mit hundertprozentiger Sicherheit prognostiziert werden, dass die Türkei die NATO verlassen wird. Das wäre – gelinde gesagt – eine Katastrophe, denn in letzter Konsequenz würde das die türkischen Militärs schwächen und die Religionsfraktion in der Türkei stärken.
Die von mir nachfolgend verlinkten Artikel berühren zwar nicht das Thema „Zukunft der NATO“, haben aber eine gewisse Ähnlichkeit mit der von dir aufgezeigten Problematik.
Und zwar geht es in diesen beiden Artikeln um die drohende Spaltung der Jüdischen Gemeinde von Berlin. Die Beiträge sind zwar schon zweieinhalb Monate alt, dürften aber dennoch von allgemeinem Interesse sein. Die Probleme in der Jüdischen Gemeinde von Berlin sind nämlich direkt vergleichbar mit dem Konflikt USA/Türkei. Auch hier geht es ans Eingemachte. Mit dem Unterschied, dass es hier nicht um die Einzelinteressen von Staaten geht, sondern um einen echten „Grabenbruch“, wie er sich fast zwangsläufig ergibt, wenn völlig unterschiedliche Kulturen (trotz desselben religiösen Bekenntnisses) aufeinanderprallen:
http://www.talmud.de/cms/Berlin_vor_der_Spaltung.387.0.html
http://www.stern.de/politik/deutschland/586876.html
Herzliche Grüße,
R. |