Hallo Narada,
ich musste meine Antwort in Teile trennen, weil zu lang, hier duer erste Teil:
einige deiner Aussagen empfinde ich ein wenig kurz gedacht und berücksichtigen nach meiner Meinung nicht den gesamten Umfang und die eigentliche Aussage der zugrunde liegenden Evolutionstheorie.
» Für mich ist es eine zentrale Frage, ob das Leben ein reines
» Zufallsprodukt der Evolution darstellt, oder ob eine Art Plan oder Wunsch
» dahinter steckt.
Objektiv gibt es nur den Zufall. Also die Wahrscheinlichkeit mit der ein Ereignis vorhergesagt werden kann, wenn denn die dafür nötigen Parameter bekannt sind.
Ob es hinter der Wahrscheinlichkeit für etwas ein diesem Prinzip widersprechendes Steuern einer höheren Macht gibt, bleibt allein dem Gläuben daran überlassen. Es läßt sich jedenfalls auf diesem Weg kein Gottesbeweis ableiten, weil wir immer nur Wahrscheinlichkeiten arbeiten können.
Das ist aber nur auf Basis einer Stichprobe möglich, alle Parameter lassen sich nie erfassen, dafür sind unsere Möglichkeiten viel zu begrenzt.
Die beste Näherung an diese Situation wäre die Annahme, dass Gottes Schöpfung perfekt ist (natürlich für ihn, nicht unbedingt für uns), so dass der Zufall zugelassen ist, weil ohnehin nur geschehen kann, was auch geschehen soll.
In diesem Kontext sind übrigens auch keine Eingriffe in die Schöpfung nötig und die Naturgesetze müssen auch nicht außer Kraft gesetzt werden.
Die Frage nach dem Plan des Lebens kann dir daher nicht zufriedenstellend beantwortet werden, du musst dich selbst dafür entscheiden, welche Annahme du favorisieren (bzw. glauben) willst.
» Hätte Darwin nämlich recht, würde die Verantwortung für den Einzelnen
» sich von der Geburt bis zum Tod erstrecken. – Und kein Stück weiter.
» Man kann also machen was man will, man darf sich nur nicht erwischen
» lassen.
Darwin hat schon recht. Aber er hat nicht gefordert, was du suggerierst. Seine Therie über die Entstehung der Arten hat zunächst einmal definiert, was eine Art überhaupt ist und außerdem festgestellt dass sich die Merkmale die in der Population einer Art vorkommen, einem Wandel unterworfen sind, die der Anpassung an Umweltbedingungen entsprechen und dann vorkommen, wenn sie nicht wieder ausgelöscht werden. Was mit dem Fortpflanzungserfolg der Merkmalsträger erklärt wird.
Mehr hat er nicht gesagt. Dass er damit so berühmt geworden ist, liegt an anderen Personen, die erst Jahre später seine Erkenntnisse auf menschliche Verhältnisse anwenden wollten und dabei viel zu kurz griffen, weil ihnen weniger an der Logik seiner Aussagen lag als vielmehr an der Rechtfertigung gesellschaftlicher Umstände.
» Wäre es anders, dann wäre eine Entwicklung dahinter zu verstehen. Dann
» nämlich reicht die Verantwortung deutlich weiter. Welche Entwicklung, ob
» eine individuelle Entwicklung darunter zu verstehen ist oder die
» Entwicklung einer Gruppe oder gar Rasse, sei mal dahin gestellt. Das
» hieße dann, dass jedes Leben mit seiner Intention und Erfahrung
» einfließen würde.
»
» Ich bin davon überzeugt, dass es einen solchen Entwicklungsprozess gibt.
» Ich denke sogar, dass es eine gewisse Individualität gibt. Das muss aber
» jeder für sich herausfinden.
Der Begriff der Rasse ist nur bei Tieren in Gebrauch als Definition einer Unterart. Beim Menschen sollte man das Wort nicht verwenden, weil es zuviele negative und mißbräuchliche Verwendung damit gibt. Das ist heute ein im politischrn Sinn besetzter Begriff. In der biologischen Wissenschaft wird er nicht für den Menschen verwendet. Es gibt einfach zu viele Missverständnisse.
Wenn du schon Unterscheidungen machen willst, dann sprich lieber von Genpool.
Der Mensch, wie auch alle anderen Organismen in dieser Welt, unterliegen natürlich auch den Gesetzmäßigkeiten der Fortpflanzungsgenetik. Auch wenn es so aussehen mag, als könnten wir selbst bestimmen, was immer wir wollen, ist es jedoch nötig darauf hinzuweisen, dass die Evolution viel mehr Zeit hat, als wir. Ob sich eine Art wie der Mensch überhaupt etabliert, werden wir erst im Verlauf vieler weiterer Jshrtausende wenn nicht Jahrmillionen sehen (wenn es dazu überhaupt kommt). Ich erinnere daran, dass es den heutigen Menschen als Art erst ca. 150.000-120.000 Jahre gibt. Es mag sein, dass diese Zahlen noch nicht ganz feststehen, aber viel Zeit ist das für die Evolution nun eben nicht.
In Bezug auf die Annahme Gottes perfekter Schöpfung heißt das, der Mensch kann genau so eine vorübergehende Erscheinung sein, wie viele andere Arten vor uns. Auch wenn wir uns gerne selbst als Krone der Schöpfung sehen würden, ist diese Annahme wohl eher übertrieben.
Die Annahme einer gesteuerten Evolution in Verbindung mit metaphysischen Einflüssen ist natürlich ein verlockendes Gedankenexperiment nur haben wir im Moment dafür keine Beweismöglichkeit in der realen Welt.
Ich bitte zu bedenken dass immer unterschieden werden muss zwischen dem was man beweisen kann und dem was man vermutet. Ich denke es ist nicht zulässig die zufallsbasierte Evolutionstherie abzulehnen, nur weil man gern hätte, dass der Mensch die Schöpfung verbessern müsste.
Die Regie des Zufalls läßt sich im Experiment für die biologische Evolution beweisen. Dieser Beweis ist selbstverständlich auf das Experiment beschränkt. Eine Verallgemeinerung ist im strengen Sinn bereits eine Annahme. Eine Unterscheidung, die im normalen sprachgebrauch kaum gemacht wird.
»
» Aber noch mal zurück zum Beginn des Lebens und Charles Darwin mit seiner
» Idee.
»
» „Am Anfang war das Wort“, so heißt es im Biblischen.
» Das kann aber so nicht sein, denn bevor es ein Wort geben kann, muss ein
» Wunsch vorhanden sein, etwas auszudrücken zu wollen. Zugegeben, das ist
» etwas spitzfindig, aber den Wunsch sehe ich als den eigentlichen Motor der
» Entwicklung. – Und es gab da ein Wesen außerhalb unserer intellektuellen
» Reichweite mit einem zu lösenden Problem. Daher der Wunsch und dann das
» Wort.
» Also ist da etwas im Hintergrund, was das Leben mit einem bestimmten Zweck
» erfüllt. Weiter möchte ich an dieser Stelle nicht gehen.
»
» Darwin hat daher aus meiner Sicht erst ab dem Zeitpunkt bedingt recht, als
» das Leben bereits in der Materie Fuß gefasst hatte. Und auch die weitere
» Entwicklung war bei weitem nicht so zufällig und rein durch Auslese,
» Anpassung und Bewährung bestimmt.
Also in der deutschen Bibel steht „Am Anfang war das Wort“. Aber was stand da ursprünglich und noch so:
Ἐν ἀρχῇ ἦν ὁ λόγος, καὶ ὁ λόγος ἦν πρὸς τὸν θεόν, καὶ θεὸς ἦν ὁ λόγος.
Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. (Joh. 1,1)
Schon bei "am Anfang" musste ich etwas frei übersetzen weil Ἐν ἀρχῇ auch andere Bedeutungen haben kann. Nun und das zweite wichtige Wort λόγος kann auch andere Bedeutungen als "Wort" haben. Es ist nicht einmal die hauptsächlich verwendete Übersetzung.
Von Wünschen kann gar keine Rede sein, weil es hier um die Allmacht Gottes und den Zustand vor der Schöpfung geht. Ich glaube mal keiner von uns kann behaupten richtig zu vermuten was Gott da gewollt haben mag. Wir wissen es ja heute auch immer noch nicht besonders genau. Alles was es dazu gibt sind Überlegungen von uns Menschen. Die kannst du natürlich kritisieren.
Ich bitte außerdem zu verinnerlichen, dass es bei der Evolutionstheorie nicht um die "Bewährung" eines Individuums geht, sondern nur darum welche Gene einem Evolutionsdruck unterworfen sind, und daher in der Population seltener oder häufiger werden. So wie du es ausdrückst wird evulutionäre "Auslese" erst nach sehr langer Zeit, respektive sehr vielen Generationen, erkennbar. Beim Menschen kannst du davon ausgehen, dass wir von Evolution im biologischen Sinn bei uns gar nichts merken, weil die paar Generationen über die wir Überblick haben überhaupt nicht reichen um den Genpool signifikant zu ändern.
» Ich vergleiche die Idee des Darwin, welche das Leben als Zufallsprodukt
» zu erklären sucht, mal mit einer vollständig zerlegten Schweizer Uhr:
» Hätte Darwin recht, dann würde das ja bedeuten, dass diese zerlegte Uhr
» in einem Plastikbeutel durch ausreichendes Schütteln zufällig wieder
» zusammengesetzt werden könnte, funktionsfähig wäre und die korrekte
» Uhrzeit anzeigen würde. Dabei ist eine solche Uhr weitaus einfacher
» aufgebaut als ein lebender Organismus.
Hast du schonmal versucht die Bauteile einer Schweizer Uhr 1 MIlliarde Jahre lang zu schütteln? Nein, natürlich nicht, keiner kann sich das vorstellen. Ich gebe dir recht, dass es vermutlich immer noch unwahrscheinlich ist, dass sich die Uhr dabei zusammensetzt, gleichwohl ist es aber auch möglich. Wir können gar nicht ausrechnen, wie groß die Wahrscheinlichkeit dafür ist. Wir können aber sagen, dass sie nicht 0 ist.
Wichtiger als dieses Beispiel ist jedoch, dass viele molekularen Komponenten, aus denen sich Prokaryote Zellen (Bakterien, Archaebakterien) heute zusammensetzen selbstorganisierend sind. D.H. wenn die Bauteilkomponenten vorhanden sind, dann ensteht das Bauteil der nächsthöheren Ordnung von selbst durch Anlagerungsprozesse nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip. Wobei das nicht ganz ohne Kompartimentierung geht, d.h. die Umgebung (Zellorganell, Membranspezialisierung) zum Erfolg beiträgt. Im Moment wissen wir nicht genug um daraus folgern zu können, wie das Leben auf dieser Stufe angefangen hat, aber es läuft darauf hinaus, dass Leben entstehen musste, wenn die Umgebungsbedingungen auch nur zufällig die richtigen waren.
Damit sind wir wieder bei der perfekten Schöpfung Gottes, denn so war es vermutlich gar nicht nötig Leben zu schaffen, wenn es doch auch von selbst entstehen muss.
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