� Wie kommentiert ihr das?
� Deutschland
� den... Migranten!
Hallo Hidden21,
ich lebe in Berlin und kann Dir dazu das folgende Sagen. Menschen nicht deutscher Herkunft haben es grundsätzlich schwer eine Arbeit zu finden. Die beste Möglichkeit dafür ist noch die private Wirtschaft, vornehmlich im Niedriglohnsektor. Die Öffentlichen Verwaltungen und Betriebe beschäftigen in der Tat kaum nicht Deutsche. Zumindest nicht im entsprechenden Verhältnis, wie die Bevölkerung zusammengesetzt ist.
Ich habe dafür jetzt zwar keine Statistik zur Hand, kann aber aus Erfahrung sprechen. Die Gründe dafür sind die vielbeschworenen Integrationsdefizite, die hier die Hürden aufbauen. Entweder reicht die Schulbildung nicht oder die deutsche Sprache wird nicht in ausreichendem Maße beherrscht. Ganz allgemein gibt es auch nur sehr wenige Neueinstellungen im öffentlichen Sektor.
Nach meiner persönlichen Meinung sind die Vorurteile, die die meisten Personalentscheidungen immer mit beeinflussen wenigstens ebenso groß, wie die offensichtlichen Mängel der potentiellen Bewerber. Zur Zeit wären nicht Deutsche oder nicht ausreichend in Deutschland integrierte Deutsche mit Migrationshintergrund (was für ein beschönigendes Bandwurmdeutsch) in vielen Fällen (wenn sie sich denn überhaupt bewerben könnten/würden) im Nachteil, weil die Personalabteilungen eine geringe Akzeptanz des neuen Mitarbeiters/Mitarbeiterin bei den Kollegen befürchten.
Ein solches Gesetz ist eine typische Kopfgeburt von Politikern, die schon etwas verbessern wollen. In diesem Fall wäre die Erreichung größerer Gerechtigkeit bei der Bewerberauswahl das hehre Ziel. In der Praxis dürfte das kaum so eindeutig gehandhabt werden. Die Bevorzugung kann sich ja nur auf ansonsten gleich qualifizierte Bewerber beziehen. In der Realität gibt es aber kaum völlig gleich qualifizierte. Die Personalentscheidung muss also wie bisher auch, so begründet werden, dass der oder die gewollten Bewerber in die engere Wahl kommen, ohne dass Gesetze und Richtlinien des Landes Berlin verletzt werden.
Eine Ausnahme bilden vielleicht die Bewerber für einfache Arbeiten. Allerdings werden solche Arbeiten in aller Regel an die Privatwirtschaft vergeben.
Entscheidend bei Gesetzen dieser und ähnlicher Art ist die Resonanz, die in den Medien produziert wird. Soweit ich das Verfolge gibt es aber nicht die Tendenz hier zur polarisieren.
In Berlin gibt es einen sehr hohen Ausländeranteil. In manchen Stadtteilen ist man als Deutscher ohne sichtbaren Migrationshintergrund auf der Straße eine Ausnahme. Ich bin auch schon mal in einem Café nicht bedient worden, vermutlich weil ich Deutscher war. Manchmal möchte man z.B. die U-Bahn lieber verlassen, als sie mit wenig vertrauen erweckenden Personen zu teilen.
Dass sich diese Zuspitzungen nicht weiter entwickeln ist tatsächlich wichtig. Ob freilich hier das neue Gesetz etwas ändert darf ruhig bezweifelt werden. Es sind letztlich die Menschen die hier leben selber, die darüber entscheiden werden, ob es ein eher brüderliches Miteinander oder ein eher feindseliges gegeneinder geben wird. Im Moment gibt es für beide Varianten jeweils Beispiele.
Da ich fast täglich durch meine Arbeit mit nicht Deutschen in Kontakt komme, kann ich aber feststellen, das es viele viele Integrationswillige gibt, denen lediglich die Beherrschung der Deutschen Sprache etwas abgeht.
Leute die sich pauschal ausländerfeindlich äußern, haben übrigens oft zunächst mal ein Problem mit sich selbst und finden hier ausreichend wehrlose Opfer.
Grüsse, Heron |