Ich möchte als Thema mal "Maria S." aufgreifen.
Es geht mir nicht um Maria als Person. Ich kenne sie nicht, und auch Rubenstein kenne ich kaum. Aber da es mir nicht um die Personen geht, sondern um den Inhalt, ist das vielleicht sogar besser.
Wie bringe ich meine Gedanken am besten auf den Punkt?
Es wird oft darüber diskutiert, wie ernst Prophezeiungen zu nehmen sind. Ob man das Ereignis und zugleich den Zeitpunkt kennen kann oder ob das eine das andere ausschließt. Meist wird bezweifelt, daß man beides wissen kann, und Prophezeiungen werden oft nur als Warnung gesehen, als Zukunft, die eintreten kann, wenn wir uns nicht ändern.
Die Faszination von Maria S. liegt meiner Ansicht nach darin, daß sie (zumindest nach der Schilderung von Rubenstein) beides oft vereint, Ereignisse und Zeitpunkt. Wobei wir direkte Bestätigungen bisher noch nicht haben, wenn ich hier nicht etwas übersehen habe.
Es geht mir nicht darum, die Integrität von Maria S. in Frage zu stellen. Aber ich frage mich, ob es sinnvoll ist, so sehr Wert auf die Aussagen einer einzelnen Person zu schauen, die wir bisher nicht kennen. Und die - wenn sich ihre Aussagen bestätigen - eine Genauigkeit der Voraussage hätte, wie wir sie wohl bei keinem anderen Seher finden.
Aber hier stellt sich eine weitere Frage: Was, wenn Maria S. recht hat? Was, wenn sich ihre Aussagen als Flop erweisen?
Rubenstein muß viel Vertrauen in die Aussagen von Maria S. haben, sonst würde er sich mit den Zitaten und den Büchern nicht so weit aus dem Fenster lehnen. Dieses Vertrauen beeindruckt mich. Aber: Ist es berechtigt? Und, sollten sich ihre Vorhersagen bestätigen, aus welcher Quelle schöpft sie?
Mit diesen Fragen schaffe ich mir natürlich selbst Probleme. Ich gebe Rubenstein hier die Möglichkeit, die Aussagen ins Forum zu bringen, und dann stelle ich solche Fragen... Ja, das ist schwierig, aber das ist der Preis eines offenen Forums, das sich vernünftig mit dem Thema beschäftigen möchte.
Aber mir ist es wichtig, daß wir bei der Faszination, die die Aussagen von Maria S. auslösen, nicht die Bibel vergessen, deren Prophezeiungen eine völlig andere Qualität haben.
Bei den Prophezeiungen in der Bibel geht es nicht um die Fazination, zukünftige Dinge zu kennen. Oder zu wissen, wie man sich persönlich in Sicherheit bringt. Sondern es geht um unseren Schöpfer und unsere Beziehung zu Ihm.
Biblische Prophezeiungen fordern entweder dazu auf, unser Leben zu ändern. Man kann diesen Teil der Prophezeiungen auch als Warnungen bezeichnen. Eine Beispiel dafür ist z.B. der Prophet Jona, der den Untergang von Ninive prophezeit. Die Stadt tut aber Buße und wendet sich von ihren bösen Wegen ab, die angekündigte Vernichtung tritt daher nicht an. Es war also "nur" eine Warnung.
Das "nur" schreibe ich bewußt in Anführungszeichen. Denn es geht bei dieser Warnung nicht um Kleinigkeiten, sondern darum, Gottes Gebote zu halten. Also letztendlich um Alles oder Nichts - und diese Qualität einer Warnung traue ich nur der Bibel zu.
Andere Prophezeiungen der Bibel sprechen von der Zukunft, z.B. davon, daß sich die Juden am Ende der Zeiten wieder an ihrem ursprünglichen Ort sammeln werden. Über hunderte von Jahre konnte man das zwar nicht sehen, aber jetzt, in unseren Tagen, hat sich diese Prophezeiung erfüllt (Gründung Israels).
Hier kam es der Bibel und ihren Propheten aber nie auf die genaue Zeit an. Sie ist unwichtig. Aber es wurden Ereignisse vorausgesagt, quasi als Wegmarkierung, damit spätere Generationen wissen, wo sie im Zeitablauf von Gottes Plan und Seiner Heilsgeschichte stehen.
Biblische Prophezeiungen, die sich, im Gegensatz zu Warnungen, auf konkrete Ereignisse beziehen, haben also einen Sinn. Sie sind nicht Selbstzweck, sie sollen auch nicht für Spannung oder etwas Nervenkitzel sorgen, sondern sie helfen, den großen Plan Gottes, der sich über einen langen Zeitraum ertreckt, deutlicher werden zu lassen.
Das ist eine Qualität, die moderne Seher nicht haben.
Ja, auch heute gibt es noch Prophezeiungen. Gott gibt Seiner Gemeinde auch heute noch Hinweise, die über die Auswertung der Tagesnachrichten weit hinausgehen. Aber innerhalb des Rahmens, der durch die Bibel gesteckt ist. Und an diesem Rahmen muß sich jede moderne Prophezeiung messen lassen.
Ich würde mich freuen, wenn wir vor diesem Hintergrund die modernen Prophezeiungen etwas gelassener sehen können und wieder mehr auf den großen Rahmen achten.
Gruß in die Runde
Johannes --- "Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen" |