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Rubenstein(R)

11.07.2007, 12:23
 

Frage an Leo (sonstige Themen)

Hallo Leo,

ich komme soeben von einer zehntägigen China-Studienreise zurück und muss sagen: Es war ein einziger Superlativ.

Ich habe schon einiges in meinem Leben gesehen, aber das intime Naherlebnis von Weltmetropolen wie Shanghai, Xi’an und Beijing hat mich schwer beeindruckt. Im Vergleich mit diesen Städten ist eine Stadt wie New York einfach bloß ein inferiores Kaff. Die Geschäfte dort sind ganz eindeutig um Größenordnungen besser, exklusiver und in ihrem Angebot reichhaltiger als die Nobelgeschäfte in London, Paris oder Rom. Ganz zu schweigen von den gewaltigen Ausmaßen dieser Städte. Shanghai zählt aktuell 18 Mio Einwohner, ist 120 Kilometer breit und 125 Kilometer lang. Du musst jetzt nicht denken, dass es bloß ein paar Wolkenkratzer in der City gibt und der Rest der Stadt bestünde aus flachen Gebäuden. Mitnichten! Man fährt stundenlang ausschließlich durch Wolkenkratzerschluchten. Um Peking ohne Ampeln und ohne Stau einmal zu durchfahren, benötigt man rund vier Stunden. Es wird vierundzwanzig Stunden täglich gearbeitet. An sieben Tagen in der Woche. Wenn ein westlicher Manager, der seit Monaten in Beijing lebt und arbeitet, seinen Weg zur Arbeit mal zwei Wochen lang nicht fährt, verfährt er sich anschließend – so schnell verändert sich das Stadtbild. Wer wirklich einmal „Zukunft“ erleben möchte, sollte sich China also unbedingt reinziehen.

Wer nun aber meint, China habe den Kommunismus endgültig ad acta gelegt und sei jetzt ein kapitalistisches Land, irrt natürlich. Ich habe lange auf dem „Platz des himmlischen Friedens“ in Beijing gestanden und die eigenartige Atmosphäre intensiv in mich aufgesogen. Ich sage dir: Ich habe den Kommunismus bis in die Fingerspitzen gefühlt.

Da dieses persönliche Erleben natürlich eine Reihe von Fragen bei mir auslöste, wandte ich mich an die chinesische Reiseleitung. Mein ganzes Interesse galt der offenkundig gelungenen Fusion von Kapitalismus und Kommunismus. Die Reiseleitung antwortete mir mit einem Zitat Deng Xiapings: „Es ist egal, ob ein Katze schwarz oder weiß ist, Hauptsache sie fängt Mäuse!“

Und jetzt die Frage an dich: Welches Ziel verfolgt China mit diesem für unsere Begriffe höchst eigenartigen kapitalistischen Kommunismus?

Herzliche Grüße

R.

Rubenstein(R)

11.07.2007, 13:19

@ Rubenstein

Visueller Eindruck von Shanghai

Nachfolgendes Foto vermittelt schon einiges. Es ist aber nichts im Vergleich mit dem persönlichen Erlebnis.

http://www.china9.de/wirtschaft/

Leo DeGard(R)

11.07.2007, 15:19

@ Rubenstein

NEP / Die Wirtschaftsstrategie Chinas

» Und jetzt die Frage an dich: Welches Ziel verfolgt China mit diesem für
» unsere Begriffe höchst eigenartigen kapitalistischen Kommunismus?

Hinter dem aktuellen, pseudokapitalistischem Wirtschaftswunder Chinas steckt das Konzept der NEP (Nowaja Ekonomitscheskaja Politika), wie es von Lenin schon in den 20er Jahren praktiziert wurde. Lenin hatte natürlich erkannt, dass eine kommunistische Planwirtschaft völlig ineffektiv ist und niemals mit dem marktwirtschaftlichen Westen konkurrieren könnte. In einem direkten Vergleich beider Systeme tritt das katastrophale Versagen der Planwirtschaft überdeutlich zutage. Das kann man ja auch in allen kommunistischen Staaten vom früheren Ostblock bis nach Kuba und Nordkorea beobachten. Aus diesem Grund führte Lenin schon in den 20er Jahren eine begrenzte Form der Privatwirtschaft wieder ein, und zwar in der Absicht, damit ausländische Investoren anzulocken, welche die von Revolution und Bürgerkrieg ruinierte sowjetische Wirtschaft sanieren würden. Das funktionierte auch solange, bis Stalin dieses pseudomarktwirtschaftliche Zwischenspiel beendete. Die NEP war von Anfang an nur als vorübergehende Maßnahme einer kapitalistischen "Entwicklungshilfe" für den Kommunismus gedacht und sie erfüllte ihren Zweck auch sehr gut.
In China sieht man derzeit das identische Muster ablaufen, aus einem Dritte-Welt-Land wurde durch die Einführung einer Partei-kontrollierten Pseudomarktwirtschaft eine neue weltweite Wirtschaftsmacht, welche sich auch sofort anschickt, die westliche Wirtschaft auf jede denkbare Weise zu ruinieren. Die Überflutung des Weltmarktes mit Billigprodukten und mit Produktpiraterie ist da nur eines von vielen Übeln. Dieses Zwischenspiel wird genauso lange andauern, bis der Westen ausreichend geschwächt ist und Moskau zur Weltrevolution bläst, dann wird der chinesische Pseudokapitalismus genauso hinweggefegt werden, wie seinerzeit die NEP durch Stalin.

All jene "Kapitalisten", die heute noch an ein dauerhaftes Bestehen der chinesischen NEP glauben und mithelfen, die westliche Wirtschaft durch Investitionen oder Produktionsverlagerungen nach China zu ruinieren, werden irgendwann bitterlich realisieren, dass sie geneppt wurden! Aber dann wird es zu spät sein, denn dann wird nicht nur im Ostblock, sondern diesmal auch im Westen der Klassenkampf zurückkehren. Und sie sind selbst schuld daran!

Wer die kommunistische Strategie verstehen möchte und keine Zeit oder keine Lust hat sich durch die Bücher von Golitsyn und Sejna zu arbeiten, dem empfehle ich das Buch "Weltoktober" und auf Deine spezielle Frage insbesondere das Kapitel "Der geplante Kollaps der Weltwirtschaft".

Rubenstein(R)

11.07.2007, 15:28

@ Leo DeGard

NEP / Die Wirtschaftsstrategie Chinas

Danke für die rasche und ausführliche Antwort.

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